115 min gebannte Stille im gut gefüllten Babylon. Ein harter Stoff zur Eröffnung. Der Film Tigrar begleitet das schwedische „Supertalent“ Martin Bengtsson, der sich als 16-Jähriger seinen Lebenstraum erfüllen will, als er von Inter Mailand „gekauft“ wird. Der Preis ist hoch – toxische Männlichkeit schlägt ihm entgegen, erbarmungsloser Leistungsdruck und der Verlust von Privatsphäre. Jeder Versuch sich zu entziehen scheitert.

Am Ende sieht das Publikum ihn über den Highway spurten – er will nicht mehr weiter (leben) – ein großer Knall. Ein LKW hat ihn erfasst. Die Geschichte geht gut aus, er überlebt, geht zurück nach Schweden – er befreit sich. Erleichterung macht sich im Saal breit.

Und dann steht noch der echte Martin Bengtsson auf der Bühne und schildert einfühlsam, wie es ihm nach den Jahren in der Inter-Schmiede gegangen ist: Dass er inzwischen auch wieder Fußballspiele gucken kann und sich in ihm etwas rührt, was immer noch Fußball ist und sein darf. Regisseur Ronnie Sandahl berichtet, wie das Projekt zuerst über eine Freundschaft zustande gekommen und dier beiden sich ein Versprechen gegeben haben, nur zusammen den bestmöglichen Film aus der Geschichte zu machen. Auf der Bühne stehen zwei Freunde und zwei sympathische Macher, die dem Festival diesen wichtigen Eröffnungsfilm geschenkt haben. Einer der seltenen Fälle, in denen ein Spielfilm das Festival eröffnet hat, und der alles einlöst.

Draußen ist es so mild wie noch nie bei 11mm. So kann es gerne weitergehen.

(C) Judith Berganski