Schon mittags sammeln sich Fans von zwei kleinen Vereinen bei strahlendem Sonnenschein vor dem Babylon: Die Filme „Ganz Tofe fährt nach Kiel“ und „They call us Ausländerteam“ sind echte Teamfilme. Ein echtes Stück Heimatfilm ist die Dokumentation des Regisseurs Paul Gredig über die Fahrt des SV Todesfelde zum Hallenmaster 2020 in Kiel. Und Teile des Teams sind für den Tag extra nach Berlin gekommen. Blau-Gelbe Stimmung im Saal 2 des Babylons.

Auch vom SV Blau-Weiss Grana aus Sachsen-Anhalt sind Spieler, Betreuer*innen und Fans angereist. Nach der erstmals gezeigten Kinofassung der MDR-Serie von Regisseur*innen Vera Weber und Benjamin Kahlmeyer gibt es eine interessante Podiumsdiskussion mit Mahdi Hosseini und Johannes Heger (BW Grana) und Joseph Wilson, den BFV-Beauftragter für Diskriminierungsfälle. Unter Leitung von Moderatorin Tamara Keller geht es um Integration und Heimat. „Die Einen fürchten den Verlust ihrer Heimat und die Anderen suchen eine neue“ – besser ist das Motto der diesjährigen Ausgabe von 11mm nicht zusammenzufassen.

International ging es weiter bei „Nadia„, eine französischen Dokumentation über die faszinierende Ausnahmespielerin Nadia Nadim, die mit acht Jahren vor den Taliban fliehen musste und heute ihre erfolgreichen Karriere in den USA ausklingen lässt. Für Ex-Spielerin Josephine Henning ist Nadia Nadim eines der Role Models, die es im Fußball so dringend braucht. Mit wie viel Kraft und Fröhlichkeit die in Dänemark zum Fußball gekommene Nadia Nadim selbst höchste Hürden überwindet, neben ihrer sportlichen Karriere noch ein Medizinstudium abschließt und wie selbstverständlichen zwischen neun Sprachen hin und her wechselt – einfach beeindruckend. Die ebenfalls anwesende Produzentin Myriam Weil (auch Produzentin von Arséne Wenger: Invincibles) berichtet eindrücklich von den Schwierigkeiten, was es bedeutet, einen Film über eine Leistungssportlerin in Zeiten der Pandemie und in Afghanistan drehen zu wollen. Aber die Mühen haben sich total gelohnt, einer der bewegendsten Filme im diesjährigen Programm.

Zu „Kiraly 108“ – der Dokumentation über den ungarischen Nationaltorhüter und Liebling mit der Schlabberhose von Hertha BSC – strömen die Hertha-Fans. Denn der Kult-Keeper gibt sich selbst die Ehre und bringt noch seinen Freund aus alten Berliner Zeiten seinen damaligen Torwarttrainer Nello di Martino mit.

Der mexikanische Regisseur Edson Ramirez präsentierte seine Geschichte der kroatischen Nationalmannschaft. Ein ungewöhnlicher Zugang, denn Ramirez hatte ursprünglich keine Kontakte in den Balkanstaat. Der Sohn eines fußballaffinen Vaters reiste nach Kroatien, um vor dem Hintergrund des Krieges einen Film über die kroatischen Fußballer zu machen. Dabei lernte er, wie zufällig, den Sohn des Nationaltrainers kennen: Das öffnete ihm die Türen für einen Film, der neben dem Erfolg der kroatischen Mannschaft betont, dass nach den großen Konflikten nun die Zeit für Frieden sei. Ein intensives Werk.

Am Montag geht es auf die Zielgerade. Am Nachmittag ist „der deutsche Brasilianer“ Ansgar Brinkmann mit einer ausgesprochen humorvollen Doku zu Gast. Ernster wird der Abend bei „The other Chelsea“, wo der Regisseur Jakob Preuss und Daria Buteiko vom Ukrainischen Filmfestival Berlin über die aktuelle Situation in der Ukraine sprechen werden. Alle Preisträger*innen des Festivals werden zum Abschluss bei der 11mm shortkicks-Gala verkündet. Zahlreiche Juror*innen werden live im großen Saal des Babylon beim Finale von 11mm dabei sein – auch wenn es für die Werder-Fans im 11mm-Team schon irgendwie heute eins gab.

Aufstieg, Integration & neue Heimat

Nadia Nadim, Filmposter „Nadia“